Die herkunftssprachlichen Elternbegleiter*innen stellen sich vor.

© Julia Fürup, Diakonisches Werk Dortmund und Lünen gGmbH

„Starke Eltern – starkes Quartier“, diese Idee steckt hinter einem Projekt, das viele Partner*innen aus dem Stadtteil gemeinsam mit der Stadtverwaltung entwickelt haben:

Seit Oktober 2023 gibt es in Westerfilde & Bodelschwingh acht herkunftssprachliche Elternbegleiterinnen. Diese Frauen unterstützen Eltern bei Gesprächen in Schulen, Kitas, Behörden oder Arztpraxen mit niederschwelligen Übersetzungen. Sie sind als Lotsinnen im Stadtteil aktiv, machen auf bestehende Angebote und Aktionen aufmerksam und bieten Unterstützung an.

Damit sie wissen, wovon sie reden, sind sie vorher umfassend qualifiziert worden. In Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Partner*innen wurden Themen wie Bildungssystem und Bildungskultur, Medien und Kultur, Gesundheit, Mehrsprachiger Spracherwerb sowie Transkulturelle Bildung ausführlich behandelt.

Jetzt bieten sie ihre Unterstützung kostenlos und ehrenamtlich im Stadtteil an. Julia Fürup von NebenAn hat sie für unsere Homepage interviewt.

Die Herkunftssprachlichen Elternbegleiterinnnen im Begegnungszentrum NebenAn
© Julia Fürup, Diakonisches Werk Dortmund und Lünen gGmbH
Die herkunftssprachlichen Elternbegleiterinnen stellen sich vor.
© Julia Fürup, Diakonisches Werk Dortmund und Lünen gGmbH

Ghazala, Hevin, Yassmin, Nahla, Shari, Elham, Nadia und Irma, Ihr kommt aus Syrien, dem Irak, dem Kosovo, sprecht Arabisch, Kurdisch, Bosnisch, Albanisch, ein wenig Englisch und natürlich auch Deutsch. Jetzt seid Ihr Elternbegleiterinnen und nutzt Eure Sprache und Euer Wissen, um Familien zu helfen. Was genau tut Ihr?

Elham: Als Elternbegleiterinnen helfen wir den Menschen. Wir begleiten sie zu Terminen wie zum Beispiel zum Arzt oder bei Behörden. Wir füllen mit ihnen gemeinsam Anträge aus, begleiten zu Veranstaltungen, z.B. auch bei NebenAn, und wir helfen auch bei Telefonaten.

Yassmin ergänzt: Durch die Fortbildungen, die wir bekommen haben, wissen wir jetzt sehr viel, zum Beispiel, was das Jugendamt macht, wie man einen Kitaplatz findet. Wir haben bislang meistens Frauen begleitet. Aber auch ein Mann war schon dabei.

Wie gefällt Euch Eure Tätigkeit als Elternbegleiterinnen?

Irma: Mich macht die Arbeit glücklich, weil wir helfen können.

Ghazal: Wir helfen den Familien und gleichzeitig helfen wir uns selbst, weil wir unser Deutsch verbessern.

Nahla: In der Vorbereitung haben wir viel Hilfe bekommen und Wissen gesammelt, das wir weitergeben können, um anderen zu helfen, das uns aber auch selbst hilft.

Yassmin und Elham erläutern beide, dass sie früher, in ihren Heimatländern bereits vielen Menschen geholfen haben, und dass sie die Elternbegleitung glücklich macht, auch weil sie wissen, wie schwierig es ist, wenn man eine Sprache nicht kennt und nach Hilfe fragen muss.

Yassmin ergänzt: Es ist schön, über das Projekt auch neue Leute kennenzulernen.

Nadia: Ich möchte mehr Leute kennenlernen und etwas neben Familie und Hausarbeit machen, auch einen Job haben.

Jetzt kennt Ihr Euch schon gut in Westerfilde aus. Wie war es, hier anzukommen?

Irma: Am Anfang war es sehr schwer, ich konnte kein Deutsch, ich brauchte immer Begleitung von meinem Mann oder meiner Schwägerin. Aber als ich Deutsch gelernt hatte, kam alles von allein.

Yassmin: Ich habe erst sechs Monate in Huckarde gewohnt, in einer kleinen Wohnung, mein Mann hat gearbeitet, ich war allein mit drei Kindern. Kita, Versicherung, Schule, um alles musste ich mich allein kümmern. Ich war traurig, ich war neu hier in Deutschland, kannte keinen Menschen und konnte die Sprache nicht, war immer allein. Als ich nach Westerfilde gekommen bin, wurde es besser. Aber es hat etwas gedauert.

Elham: Wir haben vorher in einem Dorf in Niedersachsen gelebt, dort kam nur einmal die Stunde eine Bahn und wir sind viel Rad gefahren. In Dortmund gibt es viel mehr Arbeit, mehr Angebote, mehr Schulen und die U-Bahn. Wir sind dann nach Dortmund gekommen, weil es hier bessere Schulen gibt und viele Bekannte hier sind, von denen wir wussten, dass es besser ist.

Nahla: Ich habe vorher im Magdeburg gewohnt. In Westerfilde ist es schön, weil es hier ruhig und sauber ist, besser als in der Innenstadt. Schulen, Kitas etc. sind in der Nähe.

Das Ankommen in Westerfilde war also gar nicht so schwer?

Hevin: Das Ankommen in Westerfilde war leicht.

Ghazal: In Westerfilde war ankommen leicht, weil es hier ruhig ist, es viele nette Menschen hier gibt und keine Probleme. Das war in dem Stadtteil, in dem ich vorher gewohnt habe, nicht so.

Elham: Wir hatten schon Bekannte und Freunde aus unserem Land hier. Dadurch fühlt es sich wie zuhause an. Durch die Nachbarschaft, Kita und Schule haben wir Leute kennengelernt.

Irma: Die Kita hat über Angebote für Kinder und Eltern informiert. Das hat geholfen.

Nahla ergänzt: Durch NebenAn habe ich viele Menschen kennengelernt.

Yassmin: Auch Lokal willkommen hat mir geholfen. Inzwischen weiß ich, wo es Hilfe gibt – beim QM, bei NebenAn. Das hat aber gedauert.

Und gefällt es Euch hier auch?

Ghazal: Ich liebe Westerfilde, weil ich viele Freundinnen hier habe. Außerdem sind Schule und Kindergarten nicht weit weg.

Elham: Die Nachbarn hier sind wie eine Familie.

Nahla: Bis jetzt habe ich noch nie Probleme gehabt, mit niemandem.

Sharie: Westerfilde ist ruhig, es gibt keine Probleme. Ich habe seit ich hier wohne noch nie Probleme mit Nachbarn oder anderen Leuten gehabt. Alle haben Respekt, sind nicht laut, streiten nicht.

Nadia schränkt ein: Es war schön hier, aber jetzt nicht mehr so. Hier sind jetzt viel mehr Leute, früher war es ruhiger.

Yassmin: Es gibt auch vieles, was hier nicht gut ist. Aber es ist immer noch besser als woanders. Blöd ist, dass der Lidl nicht mehr da ist.

Als Elternbegleiterinnen seid Ihr ehrenamtlich tätig. Habt Ihr Wünsche für Eure berufliche Zukunft?

Nahla: Ich möchte eine Ausbildung machen und dann eine Arbeit finden. Ich habe mich um meine Kinder gekümmert und meinen Mann viel unterstützt. Jetzt möchte ich etwas für mich tun und für mich arbeiten.

Hevin: Ich würde gerne Schneiderin werden und ein kleines Geschäft haben oder etwas mit Kindern machen.

Yassmin: Ich möchte weiterlernen, eine Ausbildung oder Umschulung machen.

Irma: Ich möchte weiter in diesem Bereich arbeiten, nicht nur ehrenamtlich, sondern hauptamtlich.

Ghazal: Ich will Übersetzerin werden. Vor allem wünsche ich mir aber, dass meine Kinder alle die Schule fertig machen und auf die Universität gehen. Und ich möchte ein eigenes Haus hier in Westerfilde.

Dann hoffen wir sehr, dass sich Eure Wünsche erfüllen. Herzlichen Dank für das Interview!

 

Das Projekt „Herkunftssprachliche Elterbegleiter*innen“ wird gefördert durch das Netzwerk INFamilie sowie den FABIDO Familienzentren Speckestraße 15 und 17, den FABIDO Tageseinrichtungen für Kinder Biehleweg und Wattenscheidskamp, das Nachbarschaftszentrum NebenAn, dem Quartiersmanagement Westerfilde/Bodelschwingh, das Amt für Stadterneuerung im Rahmen der Städtebauförderung, das Kommunales Integrationszentrum (MIA-DO-KI) und die Präventionsfachstelle des Jugendamtes.

Die Herkunftssprachlichen Elternbegleiter*innen können ab sofort von den Familien in Anspruch genommen werden. Die Kontaktdaten der Begleiterinnen findet ihr HIER oder Ihre jeweiligen Telefonnummern hängen u.a. in den Kindertageseinrichtungen, den Schulen, im Nachbarschaftszentrum NebenAn und im Quartiersmanagement öffentlich aus.

Hier findet Ihr unsere Steckbriefe, meldet euch gern bei Fragen!


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